In meinem Blogbeitrag "Zufällig oder zielstrebig erfolgreich?" vom Februar 2016 habe ich über die Vorteile einer Rahmen setzenden und eher zielstrebigen Vorgehensweise bei der beruflichen Neuorientierung geschrieben. Heute - ein Jahr später und um etliche Erfahrungen reicher - würde ich den Beitrag "Sortiert, zufällig und zielstrebig erfolgreich!" betiteln. Woher kommt mein Sinneswandel?

Design Thinking fürs Leben

Im letzten Jahr habe ich mich viel mit dem Design Thinking Ansatz beschäftigt. Was mich daran begeistert, ist die Verbindung einer strukturierten Vorgehensweise, die zugleich Offenheit für Neues ermöglicht und damit auch dem Zufall Raum gibt. 

Der Ansatz selbst ist ein Kreativprozess zur Ideenfindung, der sich am Nutzer orientiert und auf Design-Methoden beruht. Er dient dazu, Lösungen für komplexe Anforderungen zu finden und kann nicht nur zur Produkt- oder Angebotsentwicklung eingesetzt werden, sondern ebenso für die berufliche Orientierung.

In ihrem Buch "Mach, was Du willst - Design Thinking fürs Leben" schildern Bill Burnett und Dave Evans ihre Vorgehensweise: Design Thinking unterteilt sich in zwei große Abschnitte, die wiederum jeweils in drei Phasen gegliedert sind. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit einer Bestandsaufnahme zu Gegebenheiten, Sichtweisen, Vorannahmen, Bedürfnissen und Hindernissen sowie einer Sortierung. Im zweiten Abschnitt geht es darum, die Kreativität anzuregen, Optionen zu spinnen, Prototypen zu entwickeln und zu testen. Wer mehr über die Design Thinking Idee und das Verfahren wissen möchte, findet in diesem Beitrag der Uni Koblenz eine gute Erklärung. Meine Workshop Erfahrungen zu Design Thinking finden sich im Blogbeitrag "Bestandsaufnahme zum Jahresende".

4-stufige Coaching-Methode 

Die Vorgehensweise von Burnett und Evans habe ich angereichert mit Methoden aus dem Coaching, dem NLP und aus systemischen Konzepten und setze sie so inzwischen auch in meiner Arbeit als Coach zur beruflichen Neuorientierung ein.

Konkret ist aus den Ergänzungen und meiner praktischen Arbeit ein 4-stufiger Coachingprozess geworden für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich beruflich zu verändern ohne die genaue Richtung zu wissen. Ein wichtiger Aspekt ist, dem Zufall auf die Sprünge zu helfen und Serendipität* zu ermöglichen.


  1. Zunächst erfolgt eine Bestandsaufnahme, um Sichtweisen, Werte, Kompetenzen, Bedürfnisse und Hindernisse zu erfahren und eine Sortierung vorzunehmen. Der innere Kompass wird kalibriert.
  2. Im zweiten Schritt wird ein kreativer Raum eröffnet, der es ermöglicht aus alten Denkmustern herauszukommen und rumzuspinnen und zu spielen. Hier können zufällig Ideen und Möglichkeiten entstehen, die zuvor noch nie in Betracht gezogen wurden. 
  3. Und erst im nächsten Schritt werden zwei bis drei attraktive Optionen ausgesucht, die strukturiert und zielstrebig unter die Lupe genommen werden. Passen sie zum kalibrierten Kompass? Was heißt die jeweilige Option im Detail? Welche Auswirkungen hat die jeweilige Option auf das Umfeld? ...
  4. Sollte sich eine Option als gangbar herausstellen, sollte diese zunächst getestet werden, bevor man Zeit und Geld investiert. Sollte sich jedoch keine der gewählten Optionen als machbar und attraktiv genug erweisen, geht es zurück zu Schritt zwei.

*Serendipität

Seren-was? Serendipität bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Entdeckung Amerikas: Kolumbus hat sich auf den Weg gemacht um Indien zu suchen. Entdeckt hat er Amerika. Weitere Beispiele sind die Erfindung des Klettverschlusses, der Haftnotizzettel und Teebeutel. Serendipität könnte man übersetzen mit "Der Zufall begünstigt einen vorbereiteten Geist“. Nur der Zufall lässt sich leider nicht planen oder erzwingen. Was man aber machen kann, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Zufallsfund erhöhen. Hier ein paar Tipps:
  • Für freie Zeit sorgen, z.B. Spaziergang in der Natur, in den Himmel blicken oder an die Decke starren.
  • Nicht auf ein Thema fixieren, sondern zwischendurch andere Impulse setzen, z.B. Unterhaltung mit Kollegen, irgendetwas Themenfremdes lesen.
  • Fehlschläge gelassen hinnehmen und genau analysieren. Sie liefern häufig gute Hinweise für außergewöhnliche Ideen.
  • Das Grundvertrauen haben, dass man ein gutes Ergebnis erreicht.

Selbsttest und Fremdtest

Ich selbst wende meinen 4-stufigen Coaching-Prozess für eine eigene Produktentwicklung an und bin nun in der vierten Phase. Zunächst habe ich meine Zielgruppe - Menschen, die sich beruflich neu orientieren wollen, jedoch nicht wissen in welche Richtung - interviewt und die Ergebnisse sortiert. So habe ich meinen Kompass auf all das eingestellt, was mir in diesem Zusammenhang Relevantes über den Weg läuft. Im Rahmen von zwei Workshops, in kreativen Runden mit vielen unterschiedlichen Menschen und beim alleinigen Brainstorming sind viele Ideen entstanden.

Zwei habe ich genauer unter die Lupe genommen und mich schließlich für eine Idee entschieden, weil sich mir in dem Moment scheinbar zufällig der Weg dafür ebnete: Katrin Linzbach, Autorin von mittlerweile drei Kartenspielen, war auf der Suche nach einem Coach, der ihren speziellen Ansatz zur Ideenfindung so sichtbar macht, dass auch andere diese Methode anwenden können. Denn das sollte ein Modul in ihrem Online-Videokurs zur Entwicklung von Kartenspielen werden und ist es mittlerweile auch. Ich habe Katrin gecoacht und bekam von ihr den Online-Videokurs, um ihn vor der Vermarktung zu testen. Nun bringe ich also mithilfe von Katrins Videokurs mein eigenes Kartenspiel zur beruflichen Neuorientierung auf den Markt und suche für die Testphase Testspieler.

Wer hat Lust das Kartenspiel zur beruflichen Neuorientierung zu testen und mir ein paar Fragen zu beantworten? Bitte richtet eine kurze Mail an Christiane Karsch. Den Testspielern winkt als Dank die Erstausgabe des veröffentlichten Spiels und wer weiß, vielleicht ergibt sich daraus für den/die ein oder andere/n auch ein glücklicher Zufall...